Von den zahlreichen Positionen einer Asana-Praxis sind tiefe Umkehrhaltungen, wie Pincha Mayurasana (Unterarmstand), diejenigen, die wir sofort beherrschen wollen.
Wir möchten vom Punkt A mit unseren Füßen im Boden zum Punkt C mit unserem Körper in eine Umkehrhaltung und zwar „SOFORT“. Ohne zu bemerken, dass nicht die Endposition das wichtige ist, sondern der Weg dahin. Das ist der Punkt B. Pincha Mayurasana ist solch eine Umkehrhaltung, die unser Leben sowohl körperlich als auch spirituell bereichern kann.
Als erstes lass uns den Sanskritnamen erläutern. Pincha heißt „Feder“ und Mayura „Pfau“ und Asana bedeutet „Sitz“ oder „Körperhaltung“. Wenn Du alles zusammennimmst, ergibt es die „Pfauenfeder-Haltung“.
Warum gerade ein „Pfau“?
Es ist kein Zufall, dass der Pfau auch als Nationalvogel Indiens, der Geburtsstätte von Yoga, gilt. Dort erzählt man sich die Geschichte, die den Pfau als einen Vogel der Wandlung beschreibt, der als häßlich angesehen wurde und sich in eine Kreatur des Schönen entwickelte. In dieser berühmten Geschichte flieht Indra (der König der Götter und der Herrscher des Himmels) vor dem dämonischen König Ravana. Indra, der kein anderes Versteck fand, nutzte einen Pfau, hinter dessen häßlichen braunen Federn er sich verbarg. Der Plan ging auf und Indra war voller Dank, dass er dem Pfau seinen Wunsch, einen Fächer schönster Federn, erfüllte. Der Pfau war so stolz auf sein neues Aussehen, dass er daraufhin das Auffächern seiner Federn – einer Aufführung gleich – kultivierte. Für viele Leute steht diese Geschichte als Symbol für Mitgefühl und Güte.
Jedes mal, wenn wir Pincha Mayurasana üben, symbolisiert dies den Prozess, die eigenen „Federn“ unserer Konditionierungen loszulassen. Wir werfen unsere erlernten Muster aus der Vergangenheit ab und setzen uns mit unserer Körperlichkeit und unseren Gefühlen auseinander, um das strahlende Selbst zu erkennen, dass uns die Einsicht verleiht, wer wir wirklich sind. Wie die Pfauenfedern selbst, die als Quelle spiritueller und heilender Energie benutzt wurden, um Menschen in Balance und Harmonie zu helfen, schauen auch wir Yogaschüler nach diesen positiven Qualitäten, indem wir Pincha Mayurasana üben.
Bevor Du die Haltung übst, beginne mit gekreuzten Beinen sitzend (Sukhasana) und schließe Deine Augen. Nimm Dir ein paar Minuten, um nach innen zu Deinem Atem zu kommen und entwickle ein Gefühl von Sicherheit und Entspannung in Deinem Körper und in Deinem Geist.
Nun, visualisiere wie Du in die Unterarmbalance (Pincha Mayurasana) gehst, in der Du auf Deinen Händen bis zu den Ellbogen balancierst und Deine Füße zum Himmel zeigen. Ob Du dies in Deiner Yogapraxis wirklich vollständig ausführst oder nicht, ist unwichtig, stelle es Dir einfach nur vor. Stelle Dir vor, wie es sich anfühlt, die Beine zum Himmel hoch zu nehmen. Kannst Du es mit dem gleichen Enthusiasmus wie ein Kind vollbringen? Welche Emotionen kommen hoch? Beobachte sie und lass sie ziehen und starte erneut. Spüre, wie Du Dich voller Selbstbewusstsein ausbalancierst, so wie es der Pfau kultiviert, wenn er sein Federkleid auffächert und übe mehr mit Neugier als mit Angst.
Mit dieser Vorstellung, öffne Deine Augen und bereite Dich für die Haltung vor, indem Du Deine Handgelenke kreist und kurz ausschüttelst, um mehr Energie durch Deinen Oberkörper fließen zu lassen. Als nächstes komme in die Planke (Upper Push-up) mit angehobenen Knien während Deine Hände fest in den Boden pressen. Halte hier für 30 bis 60 Sekunden, um Kraft und Ausdauer aufzubauen. Nun nehme Deine Ellbogen zum Boden und balanciere mit Deinen flach aufgelegten Händen, die Finger gespreizt und die Handgelenke und Ellbogen fest im Boden. Ziehe den Bauch leicht zur Wirbelsäule und drücke die Fersen zurück, weg vom Körper. Fühle Dich stabil und sicher. Gehe mit den Füßen näher in Richtung der Ellbogen und hebe Deine Hüften nach oben zum Himmel an.
Es sieht wie der herabschauende Hund aus, außer dass Du auf Deinen Unterarmen und Händen balancierst. Ziehe sanft Deine Schultern nach unten, weg von den Ohren und hebe Dein rechtes Bein vom Boden weg nach oben. Beuge das linke Bein und blicke auf den Boden zwischen Deine Hände (Drishti). Ziehe dann Deine Rippen zur Wirbelsäule, runde die Schultern hoch und kicke Dein rechtes Bein nach oben zum Himmel. Lasse Dein linkes Bein ein wenig zurück hängen, um zum Boden sicher zurück zu kommen. Wenn es sich gut anfühlt, versuche beide Beine zusammen nach oben zum Himmel zu bringen. Halte und drücke die Beine für einen Atemzug zusammen, dann löse das linke Bein zurück zum Boden.
Bis dahin, hattest Du vielleicht so viel Spaß wie ein Pfau im Regentanz – und das ist schon eine ganze Menge. Nehme Dir dann die andere Seite vor und kicke mit dem linken Bein nach oben.
Und bevor Du es merkst, wirst auch Du, so wie ein Pfau gegen das Gift der Kobra immun ist, durch beständiges Üben von Pincha Mayurasana immer leichter immun gegen die Negativität in unserer Welt. Du wandelst Deine Auffassung vom Leben zum Positiven hin und fühlst Dich „in Deinen wahren Farben“ wie neugeboren.